Ich bin anders

Donnerstag wurde die Asche meiner Mutter beerdigt. Ich war in Frieden und Stille, dachte an das schöne lange Leben, das sie hatte: Viele Reisen, finanziell gut versorgt, Haus, Garten, zeitweise Pferde, immer einen Hund. Sie ist 96 geworden, am Ende kein Leiden sondern ein Hinübergleiten.

Ich saß am Grab und spürte tiefe Zufriedenheit, Ruhe und Dankbarkeit, dass sie mich geboren hatte, dass ich mich an ihr reiben konnte und somit wachsen durfte und vor allem, dass ich sie am Ende verstehen konnte. Wir hatten letzten Oktober ein sehr tiefes Gespräch miteinander, in dem ich sie zu ihrem Leben befragte: Nach Kriegserlebnissen, Verlusten und Beziehungen. Sie war sehr wütend damals auf mich, weil ich sie so hartnäckig in die Erinnerungen schubste, die sie so erfolgreich verdrängt hatte. Aber heute bin ich sehr dankbar, denn danach konnte ich verstehen, wieso sie Nähe nicht zulassen konnte und diese diffuse Angst vor Nähe ausstrahlte, die auch mein Leben so sehr beeinflusst hatte. An all das erinnerte ich mich am Grab und war zutiefst dankbar!

Um mich herum fassungslose Trauer, verzweifeltes Weinen. Ich respektiere … und ich verstehe es nicht. Es war doch ein rundes Leben und wir alle gehen irgendwann … Ich bin anders, ich habe keine Tränen, spüre keine Trauer jetzt … ich bin nur zutiefst dankbar.

Fazit: Manchmal fühlt sich anders sein wie ich gehöre nicht dazu, bin draußen, an. Aber anders sein heißt nicht schlechter sein! Wenn es keine Brücke zueinander gibt, dann füllt Respekt den Raum. 

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3 Gedanken zu “Ich bin anders

  1. Oh, es tut mir leid, ich hatte von ihrem Tod nichts mitbekommen.
    Ich kann deine Gefühle gut nachempfinden. Mir ging es nach dem Tod meiner Mutter ähnlich und ich habe versucht, das den Enkeln weiterzugeben. Wenn wir über sie reden, lächeln meist alle, und sie ist heute noch, selbst nach 20 Jahren, immer noch sehr präsent. Was kann es schöneres geben.
    Liebe Grüße

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